Reisen

Schwedische Schmetterlinge

„Ich spreche kein schwedisch.“ Das war der wohl am meist gebrauchte Satz in Schweden. Nicht nur, weil ich gerade mal 3 oder 4 Sätze kann, sondern weil ich es wirklich oft sagen musste. Aber was so lernte ich diesen einen Satz wenigsten in und auswendig, ist doch auch schon ein guter Start.

Take my hand and let go,
I just want you to know,
you’re the only one that pulls me in,
you changed everything.

Also, nun aber zu meiner Reise. Es war alles so vollkommen, grandios spontan, einfach herrlich. Gerade mal eine Woche vor Reise antritt buchte ich diese Reise. Zuerst Schweden, dann Dänemark. Zu Beginn war geplant, dass ich mich mit einer Freundin in Kopenhagen treffe. Der Freund in Schweden, meinte Kopenhagen sei nur 4 Stunden mit dem Zug entfernt. Diese Aussage machte mich ein wenig nervös. Es war keine direkte Aufforderung ihn zu besuchen, aber es war auch nicht eine einfache Feststellung. Wir sprachen miteinander, er wollte dass ich ihn besuche und ich wollte ihn sehen. Meine größte Angst war es zu kneifen, ihn nicht zu besuchen weil das „was wäre, wenn…“ einfach immer da ist. Weil ich zugegeben Angst davor hatte. Als ich ihn das letzte Mal sah, besuchte er mich mit einigen Freunden in Wien. Doch zugeben, das war eine ganz andere Situation, weil ich ihn alleine besuchen würde und ich auch bei ihm wohnen würde. Irgendwie hatte das Ganze ein wenig was von „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer. Zuerst wird ewig lang geschrieben bis dann mal was passiert. Den Anstoß wirklich zu fliegen, gab mir dann meine „Geburtstags-to-do-Liste“. Ein Punkt auf dieser war: „Say yes“ („sag ja!“). Rein nach dem Motto: Tu’s einfach! Und ich tat es. Zweifel waren da, Nervosität war da, aber auch Vorfreude.

Like one small shaft of light,
flooding into my eyes,
I will never see things just the same,
but I’m not afraid…

Meine Reise führte mich über Kopenhagen, nach Linköping weiter zu ihm nach Norrköping. Im Flugzeug selber schlief ich gleich nachdem ich drinnen saß ein. Es war viel zu früh für mich. Als ich aufwachte, lag meine Weste wie eine Decke über meinem Schoß, und meine Nachbarin lächelte mich an und sagte „ Ich habe ihnen 2 Süßspeisen genommen, Sie haben sicher noch nicht gefrühstückt und haben noch einen langen Tag vor sich“. Ein wenig gruselig, eine alte Dame dich mich, eine Fremde, zudeckt und von der Stewardess eine Speise mehr für mich verlangt. Aber irgendwie auch einfach sehr süß. So sollten alle Reisen beginnen. Er holte mich vom Flughafen ab, der nicht sehr leicht zu finden war, da er nicht einmal wusste, dass es da einen Flughafen gibt. Trotz all dem, fanden wir den Weg. Wir mussten zuerst noch eine Freundin von ihm treffen, die seine Ersatzschlüssel hatte, da er sie auf dem Weg zur „Lost & Found“- Stelle verloren hatte. Interessanter Zufall. Es war das dritte Mal, dass wir uns sahen. Nicht sonderlich oft. Trotzdem, hatte ich das Gefühl als kennen wir uns schon sehr lange. So Blind kam ich noch nie in ein Land. Weder die Geschichte noch die Geographie, noch sonst was kannte ich. Ich kannte ihn, und das war ausreichend. Und durch diese Unwissenheit, hätte ich Schweden vermutlich in näherer Zukunft nicht bereist.

And all I have, doesn’t seem so significant,
and at the drop of a hat,
I could leave almost everything,
that i’ve ever known, so here we go…

Step out into the wild,
there’s a beautiful storm in your eyes,
we’re perfectly intertwined
and if it’s quite alright,
you could be my way of life.

So, nun war ich in Schweden. Bei einem Typen, den ich erst zum dritten Mal in meinem Leben traf. In einem Land das mir komplett fremd war, doch dessen Schönheit mich direkt faszinierte. Wiederholt sagte ich „ dieser Ort ist so schön, aber so nicht-real. So anders, als alles andere“. Ich glaube er freute sich darüber. Zumindest sagte er das. Wir gingen viel spazieren, er zeigte mir „seine“ Plätze, „seine“ Wege und alles was ihm gefällt. Wir kochten, wir lachten, wir taten alles was Paare so tun. Und hier schlich es sich ein. So war das nicht geplant. Paare. Wir sind Freunde. Kein Paar. Alles sprach aber dagegen. Jede Berührung, jede Zärtlichkeit, jedes nette Wort. Sogar seine Eltern lernte ich kennen. Es war ungeplant und wir hatten kaum eine andere Wahl, aber ich lernte sie kennen. Interessanterweise, kannten sie mich schon. Zumindest aus seinen Erzählungen.

Sea salt sits on your lips,
birds fall earthward from cliffs,
thought i couldn’t do this but i’m fine,
‚cause you’re by my side.

And all I have, it doesn’t seem so significant
and at the drop of a hat,
my whole world’s getting different,
so here we go, off road.

Nach einer gescheiterten Beziehung und lauter Vollidioten, tat es wirklich gut. Alles tat gut. Er sagte und tat das richtige genau im richtigen Moment. Als würde auf meiner Stirn stehen, was er tun oder sagen soll. Dieser Urlaub war Balsam für mich. Endlich mal jemand, der will dass es mir gut geht und dass ich glücklich bin. Mir war es genauso wichtig dass er glücklich und zufrieden ist. Wir ergänzten uns. Es war alles so einfach. So angenehm. So hätte ich mir das niemals gedacht. Als ich ihn kennenlernte verstanden wir uns auf Anhieb, doch er war nicht „mein“ Typ. Er war anders als die meisten die ich kenne und kennengelernt habe. Für die meisten klingt dass jetzt vermutlich einfach dämlich, aber ich sang. Er spielte ein Lied, dass ich ihm schickte und sehr mochte. Und ich sang. Ich singe normalerweise nur wenn ich betrunken bin vor anderen, oder vor Personen die ich schon sehr lange kenne. Mein Exfreund verbot es mir zu singen. Vermutlich fühlte es sich deswegen einfach nur gut an.

Won’t you step out into the wild,
there’s a beautiful storm in your eyes,
we’re perfectly intertwined
and if it’s quite alright maybe it’s time to
step out into the wild,
there’s a beautiful storm in your eyes,
we’re perfectly intertwined and if it’s quite alright,
you could be my way of life.

Zum ersten Mal in meinem noch sehr jungen Leben, ging ich ohne Ziel los, mit nichts als einer Reisetasche. Und als ich so ohne Ziel losging, stellte ich fest wie schön der Weg sein kann und wie glücklich es einen machen kann, einfach mal nichts zu suchen, nichts zu wollen, einfach nur alles auf einen zukommen lassen. Eine Weisheit“ besagt ja: „ Der Weg ist das Ziel“. Nun ja, auf meinem Weg fand ich sehr viele schwedische Schmetterlinge, die ich wirklich nicht gesucht hatte. Ich hab sie gegessen, nun flattern sie fröhlich in meinem Bauch.

And we take another step into the truly unknown,
don’t know why but it’s somewhere that we have to go
and it’s dangerously wonderful
so come on, come on, come on, come on…

 Keep your head up – and your heart strong.

PS: Diesmal ist das Lied von Lewis Watson und heißt „Into the wild“.

20 replies »

  1. Gut gegen Nordwind von Daniel Glattauer habe ich auch gelesen und das Buch passt wirklich gut zu deiner Erfahrung. Ich hoffe die Schmetterlinge im Bauch sind bei dir noch lange aktiv.

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  2. Eine Liebesgeschichte die nicht einmal eine wirkliche Liebesgeschichte ist. Klingt fantastisch. Schön, dass es noch Menschen gib die nicht alles ganz genau definieren müssen, sondern auch einfach genießen was ist! Ich wünsche dir alles gute! 🙂

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    • Ich war zwar noch nicht im Winter in Schweden, möchte es aber unbedingt. Auch wenn die meisten durch die Kälte und die Dunkelheit abgeschreckt sind, ist es gerade das was mich anzieht! 🙂

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