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Gefühlseingeschränkt, dämlich und unterhaltsam

Genau so würde ich die meisten Jugendlichen heutzutage beschreiben. Und mit „jugendlich“ meine ich alles und jeden unter 30. Keine wirklichen Gefühle, am liebsten nur „Fickbeziehungen“, keine Ehrlichkeit, exzessives Verhalten und kein Gedanke an das Morgen. Klingt fast schon nach einer „Carpe Diem“ Gesellschaft, oder wie es heute so schön heißt: die Yolo-Gesellschaft.

Seitdem ich Single bin, habe ich sehr viele Leute kennen gelernt. Einige Verehrer, viele Spinner und noch mehr Gefühlspsychopathen (anscheinend gibt’s dieses Wort wirklich, Word will es nämlich nicht einem ausbessern!). Aber woher kommt das? Als ich jünger war (gut damit meine ich wirklich nur ein paar Jahre jünger) schien es, als würden alle nach der großen und einzig wahren Liebe suchen. Was ist aus diesen Menschen geworden? Wurden sie verletzt? Haben sie festgestellt, dass das Leben doch keine Hollywood-Liebeskomödie ist? Oder wurden sie gar gefangen und in einen Keller für immer eingesperrt?

We’re beat up but won’t be broken
Lonesome but always searching
Homesick but nobody’s heading home soon
Keep on, keeping on, keeping on

Wo auch immer sie sind, ich will sie wieder. Ich fühle mich ja wirklich geehrt, dass Männer mich ständig zu Abenteuer in ihr Schlafzimmer einladen, aber so viel Abenteuer verkrafte ich dann doch nicht. Nicht nur das es dieses komische „ der Morgen-danach“ geben würde, ich weiß nicht zu wie vielen Ärzten ich rennen müsste um mich auf alle erdenklichen Krankheiten testen zu lassen, und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Wie gesagt, dass ist zu viel Abenteuer für mich. Oder einfach, da ich Ärzte nicht mag, ein Abenteuer auf das ich verzichten kann. Aber wirklich.

Long days and too many short nights
And wrong ways that almost felt right
Lovesick but nobody’s holding you
Keep on, keeping on, keeping on
So sing along, sing along, sing along… Yeah

Letztens sagte ein netter Herr zu mir, den ich bis dato nicht kannte: „Alle Männer sind Arschlöcher, daran müssen sich die Frauen endlich gewöhnen“. Er war Teil der Runde mit der ich aus war, von daher ständig dabei. Also fing ich an mit ihm zu reden. Ich glaube ja, sobald ein Mann das Wort „süß“ benutzt um eine Frau zu beschreiben (und er es ernst meint!) stirbt ein kleiner Teil seines „Arschlochs“. Zumindest wars bei ihm so. Zu Beginn hat er jeder Frau hinterher geschaut, und gegen Ende des Abends hatte er nur noch Augen für mich. Ich habe mich fast schon gestalkt gefühlt. An diesem Abend unterhielt ich mich mit allem und jeden, er wirkte über meine Offenheit nicht sehr glücklich, und nutzte jede Gelegenheit um mich anzusehen oder gar zu mir zu kommen. Irgendwann, als wir so geredet haben, blickte er mir unter dem Sternenhimmel tief in die Augen. Um uns herum waren so viele betrunkene Menschen, und aus den Boxen schallte es nur „Sexbomb, you’re my sexbomb“. Es hätte kaum romantischer sein können. Und dann, nachdem er mich schon lang genug komisch angestarrt hat, sagte er „Yolo“.

To the dreamers
Wide-eyed believers
Hanging onto hope by a thread
To the soulful
Heart open hopeful
Keep on charging ahead
‘Cause, when you feel it, once you see it, and you breathe it
It’s unforgettable
When you know it, once you know it, and you hold it
It’s unforgettable

Yolodumichauch dachte ich mir nur. Was er mir damit genau sagen wollte weiß ich nun wirklich nicht, vermutlich weil ich einfach gegangen bin. Nicht nach Hause, sondern einfach nur kurz zu jemand anderem. Irgendwann, als er merkte dass ich nicht so „Yolon“ wollte wie er, ging er. Als ich zuhause war, bekam ich eine Nachricht: „Ich mag Sachen die nicht leicht zu haben sind.“. Aha, jetzt bin ich schon eine „Sache“? Irgendwas hab ich anscheinend ordentlich falsch gemacht. Oder er. Wer weiß das schon so genau. Gut aber nun weiter in der Geschichte. Später, redete ich mit einem 17 Jährigen Typen. Wie genau wir ins Gespräch kamen ist mir noch immer ein Rätsel. Wir redeten über alles Mögliche, und plötzlich sagte er „ Ich steh auf ältere Frauen“. Gut, also nun bin ich nicht nur eine Sache, sondern auch älter. So schnell wird aus einer jungen Frau eine alte Sache. Ist anscheinend nur sehr schmaler Grat.

God knows you question your courage
And some days I can’t walk for stumbling
If we could only see what we’re becoming
Keep on, keeping on, keeping on
So sing along, sing along, sing along… Yeah

Ich erkenne langsam ein Muster, immer wenn’s mir zu blöd wird gehe ich anscheinend einfach. Ratet was ich gemacht hab? Ich bin gegangen. Ok ich musste mal auf die Toilette, aber ich bin Kommentarlos gegangen. Als ich so bei der Schlange für die Toilette anstand, kam ein netter her gerade von den Pissoirs, direkt auf mich zu. „Ich habe dich den ganzen Abend beobachtet, die ganzen Kerle können dir doch nicht das Wasser reichen“. Mir schmeicheln und die anderen schlecht machen, interessante Taktik. Nachdem die Party draußen war, unterhielten wir uns vor einem Dixiklo und Waschbecken gabs auch keine. „ Ich heiße Michael“ und streckte seine Hand aus. „Und ich hab kein Desinfektionsmittel“ antwortete ich dem netten Michael. Anstatt mir zu erklären wie spießig oder was auch immer ich bin, lachte er und sagte „Recht hast du, ich würd mir wirklich gerne die Hände waschen“.

I was wondering and I was wandering
So down and out, I was lost not found
History said, oh someone said, that you could never exist
But then a whisper, the start of a kiss
Came to me in all of a sudden like a dream, a fantasy
That day didn’t feel quite real
You took a half dead soul and You made me believe
I believe, I believe, I believe, I believe, I believe

Er lud mich ständig auf Getränke ein, war charmant, gutaussenden, intelligent, zuvorkommend und hatte einen guten Kleidungsstil. Aja, ausgesehen hat er wie ein Model. Als wäre er direkt aus einer Werbetafel gekommen. Bis in die frühen Morgenstunden haben wir geredet. Irgendwann, kam dann der Moment wo meine Freunde gehen wollten. Da wir in der Nähe von einander wohnen, zögerte ich nicht und beschloss mitzugehen. Wir verabschiedeten uns, und er sagte „ Wie du gehst jetzt, wohin? Und das wars jetzt?“. Ich gestehe, ein bisschen irritert war ich schon, wer rechnet denn mit sowas? Ich sagte ich ich würde nach Hause gehen und zwar alleine. Seine letzten Worte waren „Also hab ich den ganzen Scheiß um sonst gezahlt? Was für eine Zeitverschwendung“.

Ende der Geschichte.

Keep your Head up – and your Heart strong.

Das Lied ist im Übrigen von „For King and Country“ und heißt: For the dreamers.

8 replies »

  1. Ich frag mich ein bisschen, wo diese netten, liebevollen Typen sind, die sich um einen bemühen und es Ernst meinen. Ich kenne so einen sogar, bloß leider sollte es nicht (lang) mit uns sein. Jetzt ist mein Eindruck eher: da kommt der wunderbarste Mensch überhaupt und dann schieben sich Leben, Umstände und Alltag dazwischen 😦

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    • Ja da kann ich dir nur zustimmen. Mein Tipp: Das nächste Mal wenn du so einen Kerl findest ( und er genau so denkt) nimm in bei der Hand, und versteck ihn so gut es geht vorm Leben, den Umständen und dem Alltag. Und wenn das gut geht, wird es bestimmt aufregend 😉

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  2. Dass es das immer noch gibt: Frauen, die sich einen Abend lang aushalten lassen…Männer, die alle Männer als Arschlöcher bezeichnen… unterentwickelte Gesellschaft.

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  3. Was bin ich froh, nicht mehr Single zu sein und diesen ganzen Tanz mitmachen zu müssen. Als Mann übrigens. Oh man… ich drücke dir die Daumen und kann nur sagen, es gibt sie noch, die guten Kerle. Und sie sind auf der Suche nach guten Frauen.

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